Bei MightyU handelt es sich um ein auf drei Jahre angelegtes Forschungsprojekt, in dessen Rahmen eine spielerische Trainingsunterstützung für Kinder und Jugendliche mit infantiler Cerebralparese (ICP) entwickelt wird.
Betroffen sind ca. 1 von 500 Neugeborenen
Bei der infantilen Cerebralparese handelt es sich um eine chronische Erkrankung des Bewegungsapparats. Um die Koordination und die Beweglichkeit des Bewegungsapparates zu erhalten und zu verbessern, müssen Patienten täglich Übungen mit den verschiedenen Muskelgruppen ausführen. Der Großteil der Übungen wird dabei eigenverantwortlich Zuhause ausgeführt. Allerdings ist es oft schwer für die Kinder und Jugendlichen, die Übungen eigenständig durchzuführen. Hierbei spielt Motivation eine große Rolle.
Sehr kleine Frühgeborene sind etwa 100- bis 300-mal häufiger betroffen als reif geborene Kinder
Daher wird eine Therapiemaßnahme benötigt, die junge ICP-Patienten langfristig zum täglichen Training im heimischen Umfeld unter Berücksichtigung des weiten sozialen Umfelds anregt, um eine aktive Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen und zu fördern.
Um das ganze möglichst attraktiv zu gestalten soll daher ein therapieunterstützendes Spiel entwickelt werden. Mit dem entwickelten Spiel soll nicht nur die Selbstständigkeit der Kinder und Jugendlichen erhöht werden, sondern es soll gleichzeitig eine Entlastung der Pflegekräfte und Angehörigen erreicht werden.
Eine Cerebralparese lässt sich bei schwer betroffenen Kindern schon bald nach der Geburt erkennen, bei anderen erst nach drei bis vier Monaten. Allgemein spricht man aber erst nach Ende des ersten Lebensjahres von einer Cerebralparese.
Im besten Fall soll dies so gestaltet sein, dass die Kinder gar nicht mehr bewusst merken, dass es gerade darum geht, Übungen zu machen. Die Steuerung des Spiels soll mithilfe der Muskelaktivität erfolgen. Diese wird von speziell auf ICP-Patienten angepasste Sensoren erfasst. Außerdem soll eine Plattform entstehen, auf der Therapeuten den Trainingsverlauf nachvollziehen und darauf basierend die Therapie anpassen können. Zu Beginn des Projekts erfolgt eine detaillierte Analyse der Zielgruppe. Dabei werden Bedürfnisse entsprechend des Alters, Geschlechts sowie der jeweiligen Ausprägung der Cerebralparese erfasst. Diese dienen dazu Anforderungen der Technologie abzuleiten. Mehr zu dem Thema User Research könnt ihr demnächst in einem unserer Blogbeiträge lesen.
Das menschliche Gehirn ist unter anderem eine Schaltzentrale, die Befehle an den Bewegungsapparat sendet. Dieser wiederum meldet ausgeführte Aktionen an das Gehirn zurück. So entsteht der Kreislauf der menschlichen Motorik. Bei der Parese findet sich ein gestörter Kreislauf, der je nachdem welche Gehirnregion betroffen ist, zu unterschiedlichen Behinderungsarten führt. Die cerebrale Bewegungsstörung lässt sich in drei Ausprägungsformen einteilen: Spastik, Athetose und Ataxie, die jedoch oft in Mischformen auftreten
Bei der Spastik ist die Muskelspannung erhöht, da das Wechselspiel zwischen Anspannung und Entspannung gestört ist.
Die Ataxie ist von einer niedrigen Grundspannung geprägt, wodurch zielsichere Bewegungsausführungen erschwert sind.
Bei der Athetose ist die Muskelspannung wechselnd, bei plötzlichen Impulsen kommt es zu ausfahrenden Bewegungen etwa der Arme und Beine.